Eine Schule für Generationen /50 Jahre gemeinsame Grundschule

Schon eine Weile her, dass dieses Quartett in der Grundschule Stetten die Schulbank gedrückt hat. Von links die Ehemaligen: Gerd Schröder, Karin Feth, Stefanie Reinecke und Karl-Armin Kühne (Nicht auf dem Bild zu sehen) Foto: Stepan

Ein Bericht von Edwin Fuhrmann (Rheinpfalz vom 22.04.2021)

Die Grundschule Stetten blickt auf ihr 50-jähriges Bestehen zurück. Auch Kinder aus Gauersheim und Ilbesheim sind von Anfang an dabei. Coronabedingt muss auf eine Feier verzichtet werden. Ein neuer Name wird für die Schule gesucht.

Der 1. August 1970 war ein denkwürdiger Tag für die Ortsgemeinde Stetten. Er ging als Meilenstein in die jüngere Geschichte der kleinen, damals rund 550 Einwohner zählenden Nordpfalzgemeinde ein. Aufgrund des Volksschulgesetzes aus dem Jahr 1966 und der Schulreform im Jahr 1969 beschloss die Bezirksregierung Neustadt die Bildung der gemeinsamen Grundschule als öffentliche staatliche Schule für Stetten, Gauersheim und Ilbesheim ab dem Schuljahr 1970/71. Zuvor wurde der Unterricht in der christlichen Gemeinschaftsschule erteilt, Volksschulen in Gauersheim und Ilbesheim wurden aufgelöst, denn beide waren in alten Gebäuden untergebracht und nicht mehr zeitgemäß. Unterrichtet wurden die Kinder jeweils in zwei Klassensälen, gemeinsam mit drei, vier Klassenstufen. Toiletten in den Gebäuden gab es nicht. „Da musste man immer ins Freie und über den Hof und es stank immer so fürchterlich“, erzählen ehemalige Grundschüler, die froh waren, gegenüber den seitherigen Verhältnisse in ein neues, modernes und großes Schulgebäude besuchen zu können.

Gemeinde packt Schulbau schon 1963 an

Die Neuordnung der Schullandschaft und auch die Situation mit den alten Schulgebäuden in Gauersheim und Ilbesheim waren wohl ausschlaggebend, Stetten zum Schulbezirk für Grundschüler der bisherigen drei Volksschulen zu machen. Dafür sprach auch, dass das Dorf ein neues, geräumiges Schulgebäude besaß, in dem jede Klasse getrennt voneinander unterrichtet werden konnte. Das war nur möglich, weil Stetten in den Jahren 1963/64 in der Hohlstraße das Schulhaus errichtet hatte. „Der Gemeinderat unter Ortsbürgermeister Adolf Becher hatte die nicht leichte Entscheidung zwischen dem Bau eines Schulhauses oder der Ortskanalisation zu treffen. Beides war für unser Dorf nötig. Doch sich für beide Projekte zu entscheiden, war dem Gemeinderat trotz möglicher Zuschüsse für beide Maßnahmen finanziell ein zu großes Abenteuer. Also zog man den Schulbau vor“, erzählt der 91-jährige Jakob Angermayer, ein Experte für die Stettener Dorfgeschichte.

Wurden anfangs die Investitions- und Unterhaltungskosten für die Schule durch eine Zweckvereinbarung der drei Gemeinden geregelt, übernahm 1975 die 1971 im Zuge der Verwaltungsreform Rheinland-Pfalz gebildete Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden die Trägerschaft und somit auch alle Kosten. Die Gauersheimer Kinder wechselten allerdings schon zum Schuljahr 1969/70 nach Stetten, erinnert sich Karl-Armin Kühne (Gauersheim), der sich in der neuen Umgebung gut aufgehoben fühlte. Planmäßig zum Schuljahr 1970/71 gingen die Ilbesheimer nach Stetten.

Die Organisationsform sah eine einzügige Grundschule vor. Da jedoch eine vierte Lehrkraft fehlte, mussten die 116 Kinder für zwei Schuljahre in drei Klassen aufgeteilt werden. „Erst als es daraufhin im Sommer 1972 zu einem Schulstreik kam und unsere Eltern uns für ein, zwei Wochen nicht zur Schule schickten, sei 1972/73 eine vierte Lehrkraft hinzugekommen und die einzügige Grundschule verwirklicht worden“, kann sich Gerd Schröder (Ilbesheim) noch gut erinnern.

Ende der 80er gehen die Schülerzahlen zurück

Dass Ende der 1980er Jahre einige Jahre lang nur drei Klassen gebildet werden konnten, sei den rückläufigen Schülerzahlen geschuldet gewesen. Dafür musste später zweimal sogar eine zusätzliche Klasse gebildet werden, erzählt Schulleiterin Stefanie Reinecke (Gauersheim). Sie besuchte selbst Ende der 1970er Jahre als Schülerin die Stetter Grundschule. Die Ilbesheimerin Karin Feth (geborene Lahr) schätzt die familiäre Atmosphäre, die bis heute erhalten geblieben sei. Sie besuchte in Stetten 1970 die vierte Klasse. Heute besuche ihr Enkel, die dritte Generation der Familie, die Schule. Reinecke lobt das gute Verhältnis zwischen Schule, Förderverein, den Gemeindevertretern aus den drei Orten und den Eltern. Besonders froh ist die Schulleiterin darüber, dass die Schule für den Schulsport das Dorfgemeinschaftshaus mit Sportausstattung benutzen darf.

Aufgrund der Kinderzahl habe der Fortbestand der Schule nie zur Diskussion gestanden, sagt Ortsbürgermeister Kai-Uwe Angermayer. Allerdings müsse man sich in naher Zukunft über das Platzangebot Gedanken machen, da derzeit 65 Kinder aus Stetten und Ilbesheim – Tendenz steigend – die Kindertagesstätte im Ort besuchen.

Da eine Jubiläumsfeier 2021 wohl nicht stattfinden kann, habe man in Absprache mit dem Förderverein Jubiläums-Ersatzaktionen geplant, so Reinecke, die bedauert, dass keine würdige Feier möglich ist. Jetzt soll erst einmal ein neuer Name für die Grundschule gefunden werden. Helfen und Vorschläge machen soll auch die Bevölkerung.